Übersetzungsgerechtes Schreiben Teil 1

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Grundsätzliche Tipps

  • Ein konsequentes Korrekturlesen für Ausgangstexte einführen. Dabei insbesondere auf funktionierende Links, korrekte Dezimalzeichen, korrekte und einheitliche Satzzeichen, überflüssige doppelte Leerzeichen etc. prüfen. Fehler werden gelegentlich in die Übersetzung übertragen und erzeugen am Ende großen Korrekturaufwand.
  • Terminologievorgaben oder -änderungen dem Übersetzer vor Beginn seiner Arbeit mitteilen. Nachträgliche Änderungen führen zu zeitlichen Verzögerungen und Mehrkosten.
  • Dokumentcharakteristiken wie sprachabhängige Grafiken, Inhalte auf verschiedenen Ebenen, Kommentare etc. im Vorfeld besprechen. Andernfalls besteht das Risiko, dass zu viel oder zu wenig Inhalte übersetzt werden.

Formale Aspekte

  • Die Besonderheiten bestimmter Dateitypen wie Adobe FrameMaker berücksichtigen. Werden z. B. Variablen verwendet, müssen diese zuerst in Text umgewandelt werden, da sie sonst für die Übersetzung gesperrt sein könnten.
  • Sperrungen von Inhalten im Redaktionssystem sinnvoll einsetzen. Sperrungen bei Firmennamen sind zweckmäßig, bei Produktnamen oder Begriffen, die dekliniert werden müssen, sind Sperrungen weniger sinnvoll.

Eindeutig formulieren

  • Werden einzelne Substantive aneinandergereiht, kann dies zu Missverständnissen in der Übersetzung führen, z. B. "Ventil Oberteil". Ist es das Ventil am Oberteil oder das Oberteil des Ventils? Daher immer eindeutig formulieren.

Inhaltliche Aspekte

  • Wenn Abkürzungen verwendet werden, vorher klären, ob diese lokalisiert werden sollen oder nicht. Meist ist das Lokalisieren von Abkürzungen nicht sinnvoll, da sonst z. B. verfälschte Treffer im TM ausgegeben werden.
  • Den Bindestrich überdenken, denn werden Wörter ohne eindeutigen Bezug mit einem Bindestrich verbunden, führt dies häufig zu einer Fehlinterpretation bei der Übersetzung. (Bsp. Motor-Rolle: Ist damit die Beziehung Motor zu Rolle oder die Motorrolle gemeint?) Um eine Beziehungen auszudrücken, auf jeden Fall den Gedankenstrich (Halbgeviertstrich) verwenden.
  • Synonyme im Text vermeiden, denn Übersetzer übersetzen gemäß Ausgangstext, die Folge sind Inkonsistenzen in allen zu übersetzenden Sprachen.
  • Singular und Plural klar anzeigen, um Mehrdeutigkeiten zu vermeiden. (Bsp. Kolben: der Kolben oder die Kolben)

Qualität: Mehr Energie auf das Ausgangsdokument aufwenden

Das zahlt sich aus. Unser Fazit: Was sich für den Redakteur bisweilen als „praktische“ Vorgehensweise darstellt, kann für Übersetzer durchaus zum Problem werden. Technische Redaktion und Übersetzungsmanagement sollten frühzeitig zusammenarbeiten. Werden im Vorfeld der Texterstellung die wichtigen Informationen abgesprochen, können aufwändige Korrekturen und Verzögerungen vermieden werden.

Eine weitere Erkenntnis:

Die technischen Anforderungen an Übersetzer steigen stetig. Sie sind nicht mehr nur Sprachexperten, sondern müssen auch über ein sehr gutes technisches Verständnis der eingesetzten Systeme verfügen. Umso wichtiger ist die Zusammenarbeit zwischen Redakteur und Übersetzer für ein erfolgreiches Projekt.

Weitere Tipps in Teil 2

Lesen Sie im Artikel Übersetzungsgerechtes Schreiben Teil 2 – Vorbereitung ist alles was Sie beim Formatieren eines Fließtextes mithilfe von Zeilenumbrüchen wissen müssen.

Autor: Maike Kohler

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